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Lew Leonidowitsch Kolosow (1932-2021)

Lew Kolosow wurde am 20. Juni 1932 in Luninez geboren (polnisch: Łuniniec, belarusisch: Лунінец, russisch: Лунинец; seinerzeit Polen, heute Belarus). Er starb am 24. April 2021 in Minsk (Belarus). Hier verbrachte er auch die meiste Zeit seines Lebens.

Lew Kolosow als Philatelist

Lew Kolosow folgte dem Vorbild des Vaters und hatte 1938/1939 als Schüler bereits eine eigene kleine Briefmarkensammlung. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion mussten Teile der Sammlung des Vaters an einen deutschen Offizier gegen Lebensmittel getauscht werden und trugen so zum Überleben der Familie Kolosow bei. Im Juli 1944 wurde Lew Kolosow mit seiner Familie zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt und musste als 12-Jähriger in der Werkzeugfabrik der Gebrüder Heller in Schmalkalden (Thüringen) arbeiten. Im Ort erstand er mehrmals in einem Buchladen kleine Markenpakete und dort kam es Ende März 1944 – wenige Tage vor dem Einrücken der Amerikaner – sogar zu einer Begegnung mit älteren örtlichen Sammlern. Nach dem Krieg führte Kolosow die Reste der Sammlung seines Vaters weiter. Er reifte zu einem der führenden Philatelisten in Belarus heran.

Lev Leonidovich Kolosov (1932-2021), Лев Леонидович Колосов (1932-2021)
Lew Leonidowitsch Kolosow (1932-2021)

Schon früh spezialisierte sich Lew Kolosow auf die Philatelie und Postgeschichte von Belarus. Er sammelte, forschte und publizierte zu den verschiedensten Aspekten der Philatelie seines Heimatlandes. Lew Kolosow erforschte auch intensiv die Postgeschichte seines Geburtsortes Luninez. Er hat sich zudem große Verdienste als Heimatforscher der Region Luninez erworben.

Lew Kolosow war Mitglied im Städtischen Sammlerklub Minsk (ab 1959); seit der Gründung 1967 im Belarusischen Philatelistenverband (1971-2000 und seit 2005 stellv. Vorsitzender, 2000-2005 Vorsitzender); in der Bundesarbeitsgemeinschaft Weißruland (Belarus) im BDPh e.V. (seit 2003). Er blieb den deutschen Belarus-Philatelisten bis zu seinem Tode eng verbunden. 1995 wurde Lew Kolosow in die Polnische Akademie der Philatelie berufen und 2014 in die Nationale Akademie der Philatelie Russlands.

Lew Kolosow publizierte unermüdlich zur Philatelie, Postgeschichte und auch als Heimatforscher der Region Luninez. Seit 1961 veröffentlichte er um die 4000 (!) große und kleine Beiträge zur Philatelie allgemein und speziell zu zahlreichen Facetten der belarusischen Philatelie und Postgeschichte in Tageszeitungen (1967-1992 wöchentliche Philatelierubrik in einer Minsker Tageszeitung mit über 1200 Folgen), Zeitschriften und der philatelistischen Presse der Sowjetunion, Belarus‘, Polens, Deutschlands und Bulgariens. Er trat in Radio und Fernsehen zu philatelistischen Themen auf. Monografien: Kolosow, Lew: Die postalischen Wege von Belarus (1982) [[Колосов, Лев: Почтовые дороги Белоруссии (1982)]; Kolosow, Lew: Philatelie über Belarus (1984) [Колосов, Лев: Филателия о Белоруссии (1984)].

Lew Kolosow war aktiver Aussteller. Mit „Alte Briefe von Belarus“, „Die Post von Belarus 1919-1941“, (Sowjetische) „Feldpost 1941-1945“ und weiteren Exponaten (darunter auch Literaturexponate) nahm er seit 1967 an mehr als 120 nationalen und internationalen Ausstellungen verschiedener Ränge teil und errang zahlreiche Silber-, Vermeil- und Goldmedaillen. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen für sein Wirken für die Philatelie, insbesondere für seine Publikationstätigkeiten. 2011 wurde er als erster Belaruse mit dem Titel „Ehrenphilatelist“ des Belarusischen Philatelistenverbandes geehrt.

Lew Kolosow hat sich trotz der Schrecken der Deportation zur Zwangsarbeit nach Deutschland (die zudem als biografischer Makel in sowjetischer Zeit galt) um die Zusammenarbeit zwischen belarusischen (sowjetischen), polnischen und deutschen Philatelisten in Minsk, Lodz und Potsdam große Verdienste erworben. Die internationale freundschaftliche Zusammenarbeit der Philatelisten aus Belarus, Polen und Deutschland war ihm Zeit seines Lebens ein wichtiges Anliegen.  

Quelle: Carsten Alsleben (teilweise basierend auf Aufzeichnungen von Lew Kolosow, 2012)


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